Baubeginn des Südlinks in Südniedersachsen - Kein Grund zum Jubeln!

 

Baubeginn des Südlinks in Südniedersachsen - Kein Grund zum Jubeln!

Südlink




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Angefangen hat es mit dem überstürzten Atomausstieg nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima. Unter Kanzlerin Angela Merkel wurde als Ersatz für die Einnahmeverluste der Stromkonzerne eine lukrative Alternative gesucht. Diese fand man in der Offshor-Technik. Ohne den Absatz des erzeugten Stromes zu gewährleisten, wurden Kapazitäten geschaffen, die nicht genutzt werden. Aber jeder Stromkunde muss über die Offshore Umlage diesen “Geister Strom” bezahlen. Zur Zeit sind es 0,816 Ct/kWh. Die bayerische Landesregierung hat in den letzten Jahrzehnten eine Windrad-Verhinderungspolitik betrieben, um die Verspargelung der Landschaft zu verhindern. Dort ist ein Absatz von Offshore-Strom möglich und das ist die Rechtfertigung für den Südlink. Um das Genehmigungsverfahren für den Südlink zu beschleunigen, wurde beschlossen, statt Freileitungen lieber Erdkabel zu verlegen. Es wird von offizieller Stelle zugegeben, dass Erdkabel teurer sind als Freileitungen, aber wie viel das ist, wird nicht verraten. Durch Insiderinformationen konnte die “Task Force Energie' der FREIE WÄHLER Niedersachsen nachrechnen. Jeder km Freileitung für eine HGÜ (Hochspannungs-Gleichstrom Übertragung) kostet 1-2 Mio. €. Legt man das Kabel in die Erde, so muss man mit bis zu 12 Mio €/km rechnen ( je nach Bodenbeschaffenheit und Geländemorphologie). Selbst wenn man von durchschnittlichen Kosten von nur 7 Mio €/km ausgeht, sind das über 5 Mio € Mehrkosten /km. Für 700 km sind es 3.500.000.000 €. Es liegen noch keine gesicherten Erfahrungen vor, aber es kann davon ausgegangen werden, dass die Erdkabeltrassen nur etwa 40 Jahre genutzt werden können. Bei Freileitungen kann man eine Nutzungsdauer von 80 Jahren ansetzen. Der Landesarbeitskreis Arbeit, Wirtschaft, Energie, Infrastruktur und Finanzen, der FREIE WÄHLER Niedersachsen hat, auf Grundlage der zur Verfügung stehenden Zahlen, eine Vollkostenrechnung über einen Zeitraum von 80 Jahren erstellt. Das Ergebnis ist erschreckend! Jede kWh Strom, die durch die Trasse fließt, wird bei einer Erdleitung mit 1,41 Ct/kWh belastet, die Kosten bei einer Freileitung würden 0,32 Ct/kWh betragen. Zusätzlich kommen noch die Leitungs- und Umspannverluste durch den Transport. Größter Unsicherheitsfaktor ist aber die Auslastung der Trasse. Es wird auch in Zukunft Zeiten geben, in denen die Windräder auf hoher See stillstehen. Auch wenn die regenerativen Energiequellen an Land effektiv arbeiten, wird der Südlink weniger ausgelastet. Offshore Strom bekommt eine höhere Vergütung als der Windstrom, der an Land produziert wird. Rechnet man realistisch die Transportkosten und -verluste hinzu, kann man davon ausgehen, dass es in Bayern viel günstiger ist, Strom im eigenen Bundesland zu erzeugen. Für die Tennet sind solche Berechnungen nebensächlich. Bei einer garantierten Kapitalverzinsung von 5% ist es egal, wie hoch die Rechnung ausfällt. Die Zeche zahlt immer der kleine Mann, zumal Großabnehmer von der Zahlung des Netzentgeltes befreit sind. Es wird gemunkelt, dass unser Netz (TenneT), zwecks Haushaltssanierung, an den Norwegischen Staatsfond verhökert werden soll. Damit würde ein weiterer wichtiger Baustein unserer Energieversorgung ins Ausland übertragen. Für Landwirte sind die Erdkabeltrassen ein großes Problem. Es wird die Struktur des Bodens verändert, was einen nicht kalkulierbaren Einfluss auf die Grundwasserversorgung der Kulturen hat. Außerdem erhitzen die Trassen den Boden. Dies führt mit Sicherheit zu Problemen durch eine unterschiedliche Abreife der Kulturen. Zusätzlich werden für den Bau der Trassen Ausgleichsmaßnahmen gefordert. In der Regel führt das dazu, dass weitere Flächen nicht mehr für die landwirtschaftliche Produktion genutzt werden können. Da der Südlink quer durch Niedersachsen verläuft, in Bayern aber nur ein kurzes Stück, müssen die Niedersachsen den größten Teil der Netzentgelte für den Südlink aufbringen. Der Südlink steht exemplarisch für eine Energiepolitik, die über Jahre hinweg von Fehlannahmen, regionalen Interessen und wirtschaftlichen Kompromissen geprägt war. Die Kritik an diesem Großprojekt ist berechtigt und vielschichtig: überdimensionierte Offshore-Kapazitäten, fragwürdige Kostenstrukturen, ungleiche Belastungen für die Bevölkerung und massive Eingriffe in landwirtschaftliche Flächen. All das zeigt, wie weit sich Planung und Realität mitunter voneinander entfernen können. Doch so berechtigt die Kritik auch ist – der Südlink ist längst über die Phase der politischen und planerischen Einflussnahme hinaus. Der Baubeginn in Südniedersachsen markiert einen Punkt, an dem grundlegende Änderungen nicht mehr möglich sind, ohne immense zusätzliche Kosten, Verzögerungen und rechtliche Komplikationen zu verursachen. Ein Innehalten oder gar ein Stopp würde nicht nur bestehende Verträge gefährden, sondern auch die Versorgungssicherheit und Netzstabilität in Frage stellen. Diese Einschätzung des Landesarbeitskreises der FREIE WÄHLER Niedersachsen versteht sich daher nicht als Plädoyer für den Baustopp des Südlink, sondern als Mahnung: Die Fehler der Vergangenheit dürfen nicht wiederholt werden. Die Energiepolitik muss intelligenter, dezentraler und transparenter werden. Der Südlink mag ein Negativbeispiel sein – aber er ist nun Realität. Umso wichtiger ist es, aus diesem Projekt zu lernen und künftige Infrastrukturvorhaben mit mehr gesundem Menschenverstand, Augenmaß, regionaler Einbindung und ökonomischer Vernunft zu gestalten.