„Als langjähriger Schulelternrat kann ich verstehen, dass Eltern und Lehrer sich von der Pädagogik des Zwangs und der Didaktik des Auswendiglernens distanzieren“, so Oliver Wempe kultus- und wissenschaftspolitischer Sprecher der FREIEN WÄHLER Niedersachsen. „Diese hat sich früher auf eine zwanghafte Fixierung auf die äußere Form des Geschriebenen geäußert.“
Aber da wurde mit dem „Schreiben nach Gehör“ quasi das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Heute sind wir am Ende dieser gegenläufigen Bewegung angekommen. Die katastrophalen Bildungsergebnisse, bei denen ein erheblicher Teil der Kinder nach der vierten Klasse nicht richtig schreiben oder lesen können, erfordert ein drastisches Umsteuern in den Lehrplänen oder auch „Kerncurricula“ aller Schulformen.
Oliver Wempe berichtet: „Viele Eltern kennen das. So um 2010 wurde den Erziehungsberechtigten häufig durch die Klassenlehrer erklärt, dass Diktate und Rechtschreibung in der modernen digitalen Welt keine Rolle mehr spielen. Schließlich gäbe es ja die Autokorrektur bei z. B. Office-Produkten. Nach einem solchen Gespräch fragte ich am Folgetag beim Kultusministerium nach und binnen einer Viertelstunde bekam ich einen erbosten Rückruf der Schulleitung, dass ich da etwas missverstanden haben müsste.“
Bis heute hat sich das nicht geändert: Unverantwortliche Bildungsexperimente sollen fortgeführt werden sollen. Das beweist ein aktuelles Interview von Julia Willie Hamburg, Vorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion. Wegen des Lehrermangels möchte sie „Externe“ in die Schulen zu holen, damit z.B. ein Elektriker Versuche mit den Schülern durchführen kann. Dem stehen Nebensächlichkeiten wie Pädagogik und Didaktik, die Lehrer in jahrelanger Ausbildung erwerben, entgegen. Aber auch die Tatsache, dass natürlich auch Handwerker, Sozial-/Sonderpädagogen, Logopäden, Ergotherapeuten und andere Fachkräfte, die Frau Hamburg als Ersatzkräfte für den allgemeinen Lehrermangel in Niedersachsen vorschlägt, unter zum Teil drastischen Personalmangel leiden und daher wohl kaum zur Verfügung stehen.
Oliver Wempe: „Politik mit gesundem Menschenverstand muss neben Verlässlichkeit in der Schulpolitik vor allem die Ausbildungsfähigkeit junger Menschen wieder in den Vordergrund stellen. Diese beginnt mit einer korrekten Rechtschreibung, die schnellstmöglich und verbindlich wieder zentraler Lerninhalt ab der ersten Klasse sein muss.'