Die Vereinten Nationen haben Deutschland im September ein mangelhaftes Zeugnis in Sachen Inklusion an deutschen Schulen ausgestellt. Man braucht sich aber nicht erst das mehrseitige Gutachten des Instituts für Menschenrechte durchzulesen; es genügt vollkommen, sich mit den Betroffenen zu unterhalten, um zu begreifen, dass die Inklusion (so wie sie hierzulande durchgeführt wird) nichts anderes ist, als eine sehr schlecht kaschierte Methode, Kosten bei der Bildung einzusparen: Die Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen sind mit der Begründung, die Inklusion umzusetzen, schon fast alle weg – die übrigen werden folgen. Dadurch werden Kosten für Gebäude und Personal gespart, ohne dass den Kindern mit Förderbedarf die gleiche, intensive Unterstützung wie in der Förderschule geboten wird.
Denn während in Förderschulen die Klassenstärke nicht größer als 13 Kinder ist und von zwei ausgebildeten Lehrkräften betreut werden (bei Bedarf noch durch zusätzliche Schulbegleiter), werden diese Kinder nun in großen Klassen von bis zu 30 Schülern von nur einer Lehrkraft, die nicht für Schüler mit Förderbedarf ausgebildet ist, betreut. Die ausgebildeten Förderschullehrkräfte, die nach dem inklusiven Gedanken die Lehrkraft an der Regelschule unterstützen und maßgeblich an der Betreuung beteiligt sein sollten, sind auf mehrere Regelschulen verteilt, betreuen in allen Klassen verschiedene Kinder und haben für das einzelne Kind maximal 4 Stunden pro Woche (!) Zeit. In letzter Zeit werden auch diese wenigen Stunden aufgrund des Lehrermangels vermehrt gestrichen und die Förderschullehrkräfte in Regelschulen als Fachlehrkraft eingesetzt, so dass die Klassenlehrkraft komplett allein gelassen wird.
Arnold Hansen, Landesvorsitzender der FREIE WÄHLER Niedersachsen: “Es ist kein Wunder, dass viele Lehramtsanwärter nach dem ersten Praxiskontakt entsetzt das Handtuch werfen. Vor dem Hintergrund des immer größer werdenden Lehrermangels ist diese Entwicklung fatal für die gesamte Gesellschaft.
Wir FREIE WÄHLER Niedersachsen stehen vollkommen hinter dem Gedanken der inklusiven Beschulung, doch nicht in dieser bisherigen Form. Inklusion ist eine unstrittig wichtige und richtige Maßnahme auf dem Weg zu einer immer besseren und gerechteren Gesellschaft, aber sie kostet Geld. Sie ist keine Einsparmöglichkeit – im Gegenteil!
Es müssen personelle und räumliche Voraussetzungen geschaffen werden, um allen Kindern die individuell bestmögliche Förderung bei inklusiver Beschulung an Regelschulen zukommen zu lassen. Dazu gehört:
- Eine doppelten Klassenführung durch eine Regelschul- und einer Förderschullehrkraft,
- kleine Klassen von maximal 15 Schülern,
- sowie die Zugänglichkeit zu allen Fachräumen in den Schulen und
- das Vorhalten barrierefreier Transportmittel - insbesondere in ländlichen Gebieten.“
Doch inklusive Beschulung an Regelschulen darf nicht als Gießkanne für bestmögliche Beschulung jedes Kindes (mit und ohne Förderbedarf) verstanden werden. So unterschiedlich das einzelne Kind im Vergleich zu anderen ist, so ist auch der Bedarf desselben an die Förderungsart zu gewährleisten. Lehrkräfte und Eltern müssen hier gemeinsam den individuell bestmöglichen Weg für das Kind finden.
Arnold Hansen weiter: „Wir FREIE WÄHLER Niedersachsen setzen uns für die Durchsetzung des Elternwillens ein und wünschen ein breiteres schulisches Angebot für jedes Kind. Das beinhaltet:
> die Möglichkeit der inklusiven Beschulung an Regelschulen,
> der teilweise inklusiven Beschulung mit sogenannten „Förderkorridoren“ für einzelne Fächer und sonstiger Teilnahme im Klassenunterricht in Regelschulen,
> den Unterricht an Förderschulen.
Daher sind wir ausdrücklich gegen die Abschaffung der Förderschulen – unabhängig von deren Schwerpunkten - und für den personellen und räumlichen Ausbau für Kinder mit Förderbedarf an Regelschulen. Es sind dringend Korrekturen des eingeschlagenen Wegs nötig, im Interesse unserer Kinder!“