Mangelnder Netzausbau und fehlende Stromspeicher gefährden Energiewende – FREIE WÄHLER sehen dringenden Handlungsbedarf
HANNOVER. Wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland berichtete, wurden im vergangenen Jahr bundesweit rund 807 Millionen Euro Entschädigungsleistungen für etwa 5800 Gigawattstunden abgeregelten Strom gezahlt, der von den bestehenden Netzen nicht aufgenommen werden konnte. Hervorgegangen war diese Information aus einer Anfrage der linken Bundestagsfraktion an die Bundesregierung. In erster Linie abgeregelt werde demnach Strom, der sonst von Windkraftanlagen eingespeist würde. Die Tendenz gehe zudem in Richtung eines weiteren Anstiegs der somit entwerteten Leistung.
Anspruch auf die Entschädigungsleistungen entsteht, wenn bereitgestellte Leistung aufgrund von mangelnder Kapazität in den Netzen nicht abgenommen werden kann. Bei den stark variierenden, durch das Wetter bedingten Erzeugungsmengen von Windräder kommt es häufiger dazu, dass eine entsprechende Abregelung konventioneller Kraftwerke nicht schnell genug erfolgen und damit aus Gründen der Netzsicherheit der Windstrom nicht eingespeist werde kann. Besonders pikant: Knapp die Hälfte der Entschädigungsleistungen flossen für nicht eingespeisten Stroms aus Niedersachsen.
„Diese Entwicklung war seit Jahren absehbar und wurde von uns immer wieder angeführt“, meint Claas Osterloh, energiepolitischer Sprecher und Landesvorsitzender Junge FREIE WÄHLER Niedersachsen. „Seit über zehn Jahren wird Strom aufgrund des sogenannten Einspeisemanagements abgeregelt, das belegen auch andere Anfragen aus dem Bundestag. Weit überwiegend handelt es sich dabei um Windstrom, von dem knapp die Hälfte 2021 aus Niedersachsen stammte. Bezahlt wird das Ganze, letztes Jahr immerhin gut 800 Millionen Euro, von den Bürgerinnen und Bürgern.“
Dies sei die Folge unzureichender Netzkapazitäten und vor allem fehlender Redundanz- und Speichersysteme, welche Spannungsspitzen aufnehmen und kurzfristig wieder abgeben können. „Ziel ist ganz klar die Dekarbonisierung unserer Energiegewinnung. Aber wir können nicht auf der einen Seite die Stromproduktion ausbauen, zumal noch mit hochvolatilen Energieträgern wie Wind und Sonne, Industrie und Verkehr elektrifizieren, und dann hoffen, dass sich die Netzinfrastruktur und Stromspeicher von selbst bauen und ertüchtigen“, erläutert Osterloh. „Dabei hätten wir bei den gegenwärtig horrenden Strompreisen, die sich unter anderem auf den russischen Angriffskrieg und das Wegbrechen des französischen Atomstroms zurückführen lassen, diesen Strom dringend gebraucht.“
Nun sehen die FREIEN WÄHLER die Landesregierung gefordert, massiv in den Ausbau der Netzinfrastruktur und in die Erforschung und Errichtung von Energiespeichern zu investieren. „Die Volatilität in Stromproduktion und -konsumption wird absehbar weiter zunehmen“, prognostiziert Osterloh. „Wir brauchen neue, im großen Stil einsetzbare Technologien, um Strom effizient und flexibel zwischenspeichern zu können. Daran hängt der Erfolg der Energiewende, aber letztlich auch unserer Klimaschutzbemühungen im Ganzen.“