„Niedersachsens Abiturienten werden wieder mal benachteiligt“, meint der Hildesheimer Landtagskandidat der FREIEN WÄHLER Dr. Heinrich Kalvelage, der seit vielen Jahren an einem Gymnasium in der Stadt unterrichtet. Die Gründe sind einfach.
Niedersachsens Abiturienten belegen bei den Abiturdurchschnittsnoten wieder einen der hinteren Ränge. Zwar sind noch nicht alle Zahlen aus den einzelnen Bundesländern vollständig veröffentlicht. Doch schon jetzt wird klar, dass wie schon in den vergangenen Jahren Niedersachsen weit hinten liegt.
So errechnet sich für das Abitur 2022 eine Durchschnittsnote für Niedersachsen von 2,38 während der langjährige Spitzenreiter Thüringen mittlerweile bei einer Durchschnittsnote von 2,04 angekommen ist. Eine Notendifferenz von 0,34 erscheint auf den ersten Blick nicht groß zu sein. Sie wirkt aber umso gravierender, wenn es um die Vergabe von Studienplätzen geht. Hier sind insbesondere die klassischen NC-Fächer wie z.B. Medizin oder Psychologie, aber auch Rechts- oder Wirtschaftswissenschaften zu nennen.
Zwar gibt es je nach Hochschule auch notenunabhängige Auswahlkriterien, doch bei den begehrten Fächern überwiegt die NC-Hürde. In der Regel berücksichtigen die Universitäten oder Hochschulen als Kriterium nur die Durchschnittsnote. Das Herkunftsland des Abiturzeugnisses spielt dabei keine Rolle. Geht man von den Durchschnittsnoten von 1,5 und besser aus, so war der Anteil der Abiturienten im letzten Abitur vor Corona 2020 in Thüringen viermal höher als in Niedersachsen.
Damals lag die Differenz zwischen den beiden Bundesländern sogar bei 0,51 und Niedersachsen war auf dem letzten Platz. Das heißt auch, dass die Chancen der Thüringer Abiturienten gegenüber den niedersächsischen 4 mal höher lagen, einen Studienplatz in den begehrten Fächern zu ergattern. Diese Ungerechtigkeit wirkt noch umso größer, wenn man bedenkt, dass in Thüringen der Weg zum Abitur 12 Jahre dauert, in Niedersachsen aber dagegen 13 Jahre. Niedersachsens Abiturienten sind also doppelt benachteiligt.
Man kann jetzt Überlegungen anstellen, woran es liegt. Sind die Niedersächsischen Schüler schlechter als die Thüringer, trotz einem Jahr längerer Schulzeit?
Ist die Bewertung in Niedersachsen härter? Sind die Prüfungen in Thüringen leichter? Das sind eigentlich Fragen, die sich der Niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne und seine Vorgänger, wie z. B. Bernd Althusmann längst gestellt haben sollten, denn dieses Problem besteht schon länger. Schon seit über einem Jahrzehnt hinkt Niedersachsen immer mit ungefähr 0,4 Notenpunkten Thüringen hinterher.
Zu Recht wird von Fachleuten kritisiert, dass das heutige Abitur mittlerweile immer weniger die Leistungen der einzelnen Schüler abbildet, sondern eher den Zustand des Bildungswesens eines Landes. Niedersachsen macht da eine ganz schlechte Figur.
Längst hätte die Kultusministerkonferenz (KMK) auf niedersächsischen Antrag dieses Problem aufgreifen müssen. Doch nichts ist bisher geschehen. Heinrich Kalvelage hat eher den Eindruck, als wolle man hier nicht den Finger in die Wunde legen, obwohl die Kritik auch gerade von Schülern und Eltern immer lauter wird..